Natürlich gibt es eine „offizielle“ Definition für eine Selbsthilfegruppe (SHG).
Gemäß des Leitfadens zur Selbsthilfeförderung des GKV-Spitzenverbandes in der Fassung vom 21.10.2022 lautet diese wie folgt:
„Unter gesundheitsbezogenen Selbsthilfegruppen werden freiwillige Zusammenschlüsse von betroffenen Menschen verstanden, deren Aktivitäten sich auf die gemeinsame Bewältigung von Krankheiten, Krankheitsfolgen und/oder auch psychischen Problemen richten, von denen sie entweder selbst oder als Angehörige betroffen sind. Sie werden nicht von professionellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (z. B. Ärztinnen und Ärzten, anderen Gesundheits- oder Sozialberufen) geleitet.“
Eine weitere gibt es von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. (Hrsg): Selbsthilfegruppen-Unterstützung. Ein Orientierungsrahmen. Gießen 1987. Diese lautet wie folgt:
„Selbsthilfegruppen sind freiwillige, meist lose Zusammenschlüsse von Menschen, deren Aktivitäten sich auf die gemeinsame Bewältigung von Krankheiten, psychischen oder sozialen Problemen richten, von denen sie – entweder selber oder als Angehörige – betroffen sind. Sie wollen mit ihrer Arbeit keinen Gewinn erwirtschaften. Ihr Ziel ist eine Veränderung ihrer persönlichen Lebensumstände und häufig auch ein Hineinwirken in ihr soziales und politisches Umfeld. In der regelmäßigen, oft wöchentlichen Gruppenarbeit betonen sie Authentizität, Gleichberechtigung, gemeinsames Gespräch und gegenseitige Hilfe. Die Gruppe ist dabei ein Mittel, die äußere (soziale, gesellschaftliche) und die innere (persönliche, seelische) Isolation aufzuheben. Die Ziele von Selbsthilfegruppen richten sich vor allem auf ihre Mitglieder und nicht auf Außenstehende; darin unterscheiden sie sich von anderen Formen des Bürgerengagements. Selbsthilfegruppen werden nicht von professionellen Helfern geleitet; manche ziehen jedoch gelegentlich Experten zu bestimmten Fragestellungen hinzu.“
Das klingt alles sehr fachlich, und viele Menschen können sich trotz der Definitionen nicht vorstellen, was in einer Selbsthilfegruppe alles passiert. Deshalb möchten wir hier einmal beschreiben, was denn die SHG Northeim so macht und wie die Treffen so ablaufen. Wir hoffen, dass wir damit einigen die Angst vor solchen Treffen nehmen können, und es sie dazu ermutigt, einmal zu einem solchen Treffen zu gehen. Herzlichen Dank an Tanja Deppe für diesen Text:
Was macht unsere Selbsthilfegruppe (SHG) ?
Eine SHG ist ein Treffen von Menschen die alle ähnlich Probleme, Symptomatiken und auch Gedanken haben. Wir treffen uns um miteinander zu reden, zu lachen, zu weinen und ja, auch manchmal um zu schlafen (lach). Es ist wichtig, dass wir solche Dinge gemeinsam tun, denn viele von uns haben Angst sich in der Öffentlichkeit zu zeigen bzw. so zu sein wie sie sind. Wir versuchen in der SHG zu vermitteln:
– dass es Ok ist, wenn man mal nicht mehr kann und einfach einschläft
– dass es Ok ist, wenn du durch einen tollen Witz oder eine traurige Geschichte eine Kataplexie bekommst
– dass es Ok ist, wenn du keine Stufen mehr gehen kannst, weil deine Beine nicht so wollen
– dass es Ok ist, wenn du deine Emotionen nicht unter Kontrolle hast, weil du völlig übermüdet bist
– dass es Ok ist, wenn du heute einen Termin absagen musst, weil dein Körper einfach nicht so will wie du es gerade möchtest
Wir möchten einfach zeigen, dass sich keiner zu Hause einigeln muß, nur weil er krank ist. Wir möchten, dass ihr raus kommt, und sei es auch nur zu uns zum SHG Treffen. Es ist wichtig, dass ihr wisst, ihr seit nicht allein! Es gibt Menschen die euch verstehen und für euch da sind! Wir halten unsere Treffen immer sehr familiär, eben damit sich jeder wohl fühlt und jeder gerne wieder kommt. Bei unseren Treffen sorgen Kai und ich immer für Kaffee, Tee und Wasser. Ich bringe immer auch was leckeres zu Essen mit, da ich einfach unheimlich gern für andere koche. Jeder der mag, darf auch gerne was zum Essen mitbringen, egal ob gekauft oder selbstgemacht. Dadurch bekommen wir eine ungezwungene Atmosphäre, und die ist wichtig um sich wohl zu fühlen.
Wenn mal ein Angehöriger seine Sorgen teilen möchte, ohne das sein/e Partner/in davon etwas hört, ist Kai jederzeit da, um mit ihm oder ihr in einen anderen Raum zu gehen und zu sprechen. Denn manchmal braucht auch er oder sie einfach jemanden zum Reden der nicht der/die Partner/in ist. Genauso besteht natürlich auch die Möglichkeit mich allein zu sprechen oder einen der anderen. Jeder braucht mal den Austausch mit anderen, auch im Einzelgespräch, oder nur Angehörige unter Angehörigen, oder Betroffene unter Betroffenen, man muss es uns nur sagen. Wir sind keine Mediziner und keine Experten, wir sind einfach eine Betroffene und ihr Angehöriger, die anderen die Möglichkeit geben wollen, sich wohlfühlen und öffnen zu können.
2022 haben wir unser erstes Sommerfest ausgerichtet, bei uns zu Hause in unserem Garten. Es war ein wunderschöner Nachmittag und ein wunderschöner Abend. Viele von uns haben es lange geschafft, wach zu bleiben, aber für die, die es nicht konnten, hatten wir verschiedene Möglichkeiten des Rückzugs bereit gemacht. Jeder der nicht mehr konnte, konnte sich hinlegen und schlafen. Diese Erfahrung war für alle sehr wichtig, denn auch das muss man lernen, sich einfach auf einer Feier mal zurückzuziehen und sich auszuruhen, damit man dann den Rest der Feier genießen kann. Dieses Sommerfest war so schön, dass wir es jetzt fest in unser Programm aufgenommen haben, und jedes Jahr eins machen.
Ganz wichtig ist uns, dass ihr wisst, dass bei uns nicht nur Betroffene, sondern auch ihre Angehörigen herzlichst Willkommen sind. Bei den Angehörigen ist es auch nicht wichtig, ob es der Mann, die Frau, der Sohn, die Tochter, die Oma, der Opa, die beste Freundin, der beste Freund oder wer auch immer ist. Jeder, der mit euch zu tun hat, und mehr über euch und eure Erkrankung erfahren möchte, ist gern bei uns gesehen, denn wir möchten aufklären und verbinden.
Wir versuchen auch immer mal Gäste einzuladen wie z.B. einen Neurologen, eine Beratungsstelle, Coaches o.ä., wir versuchen da auch immer auf die Wünsche unserer Teilnehmer einzugehen.
Natürlich bin ich nicht nur an den SHG Treffen ansprechbar. Ihr könnt mich jederzeit über meine Handynummer, die ihr hier auf der Homepage findet, kontaktieren. Da ich das Handy aber nicht immer bei mir habe, oder auch hin und wieder mal schlafe (lach), kann es durchaus sein, dass ich nicht ran gehe oder gleich antworte bei WhatsApp. Ich kann aber versprechen, dass ich, sobald ich sehe, dass jemand versucht hat mich zu erreichen, ich mich zurückmelde. Wir haben auch eine WhatsApp-Gruppe in der jeder von Euch gerne mit aufgenommen werden kann. Vieles lässt sich mit Schwarmwissen oftmals doch besser klären.
Wenn ihr jetzt Lust bekommen habt, uns einfach mal kennen zu lernen, dann schaut doch einfach mal bei den Terminen nach, ob euch einer davon passen würde. Wenn ja, dann ist es ganz wichtig, dass ihr euch anmeldet, da unser Raum nur Platz für 20 Personen hat.